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Die Geschichte in 4 Akten im Zeitraffer

1. Akt: Die Idee
1978/79: woher kommt sie eigentlich, die Idee? Bei einigen geistert sie ja schon jahrelang durch die Köpfe und unter den Seemannsbärten (erste Schnupperfahrten in der Nordsee und in der Adria inklusive). Aber es muss erst einmal einer kommen und sagen – jetzt gemmas an. Es folgen heiße Diskussionen welches Material herhalten soll (Holz? Stahl? Alu? Nein! Be-ton!!?) - am Ende gewinnt dann doch der Stahl. Das Argument „stell dir vor, dein Schiff sitzt am Riff und die Wellen ....“ gewinnt.
Auch die ein oder andere Bootsausstellung wird abgegrast, Prospekte werden gesammelt und sortiert. Hunderte Boote werden besichtigt. (Zusatz Patrick: in Liesing fangen sich unauffällig aber stetig Yachtmagazine zu stapeln an)

2. Akt: Die Näherung
1980: Duzende Briefe verlassen das Haus und erhöhen die Umsätze der Post. Ziel sind ver-schiedenste Werften in Deutschland und Holland, jener Weltgegend, in der wohl die meisten Stahlwerften in näherer Umgebung anzutreffen sind. Überraschend wenige Rückmeldungen und teilweise dürftigste Unterlagen lassen allerdings den Kreis relativ klein werden. Trotzdem legen wir per Auto in einer Monstertour mehr als 2.500 km in einer Woche zurück um täglich mindestens 2 Werften zu besuchen. Am Ende dieser Reise wissen wir’s. Es wird eine Falco, ein 11m langer Riss, der unseren Vorstellungen (vor allem finanzieller Natur) am nächsten kommt. Die Platten sollten in Holland vorbereitet und dann in Wien zusammengeschweißt werden. Na ja – wir haben noch ein anderes Boot gesehen das uns gut gefallen hat – eine Gouwzee 45 - aber die ist 2m länger ... Immer noch grübeln wir an den Details, ein Telefonat, in dem die letzten Details geklärt werden sollten, bringt allerdings unüberbrückbare unter-schiedliche Vorstellungen bei der Abwicklung des Projekts zu Tage. Also zurück an den Start? Nein - es muss wohl Telepathie sein. Der Werftchef von Sailing Marine Harderwijk frägt telefonisch nach, wie weit unsere Pläne gediehen sind und ob seine „Gouwzee“ wohl noch im Rennen wäre. Er bietet uns an, das Kasko in Holland am Ijsselmeer bauen zu lassen, wir dürfen dann das Boot direkt auf der Werft selbst ausbauen, ohne dass Liegeplatzkosten anfallen, außerdem können wir alle benötigten Teile über die Werft beziehen und auch die werfteigenen Maschinen mitbenutzen. Das ist ein Angebot das wir nicht ausschlagen können. Telefonisch werden wir uns rasch einig. (Zusatz Patrick: Yachtmagazine finden sich tonnenweise an den unmöglichsten Stellen im Haus, die Frühstückssemmel wird zugunsten des Frühstücksbrotes aufgegeben, Kartoffeln tauchen in weiser Voraussicht auf kommende finanzielle Umlagerungen immer öfter am Speiseplan auf)

3. Akt: Die Konkretisierung
Sommer 1981: auf einem Bauernhof in Niederösterreich treffen sich drei verwegen aussehen-de Gestalten zu einem konspirativen Treffen. Das Ergebnis: drei Unterschriften unter einem Kaufvertrag für ein 45 Fuß langes Stahlkasko (das ist eine nackerte Stahlschale). Wir haben das Gefühl etwas Großes geleistet zu haben obwohl wir erst den allerkleinsten Handgriff an der ganzen Geschichte hinter uns gebracht haben.
Den ganzen Herbst über wird getüftelt und geplant. Da wir von der Werft aus urheberrechtlichen Gründen keinen Spantenriss bekommen haben, versuchen wir diesen aus den uns vorliegenden Unterlagen nachzuvollziehen. Wir brauchten den Spantenriss nämlich, um die Einrichtungen an unsere Bedürfnisse anzupassen. Eine spätere Kontrolle zeigte, dass wir mit unseren Konstruktionen nicht so weit von der Realität weg lagen. Neben der Einrichtung zeichneten wir auch Pläne für die Unterkonstruktionen, welche von der Werft eingeschweißt werden sollten. Außerdem veränderten wir die Konstruktion des Steuerhauses, in dem wir in den Seitenwänden Schaps als Stauraum und den Platz für die Winschfundamente vorsahen. (Zusatz Patrick: mehr Yachtmagazine als alte "akin" liegen herum - klügere Köpfe hätten zu diesem Zeitbunkt schon eine vorsichtige Paranoia entwicket; im Wohnzimmer beginnen sich seltsame Grundrisspläne, Zeichnungen, Skizzen und Prospekte zu sammeln)

4. Akt: Der Bau:
Winter 81/82: Die Werft will Geld von uns – also müssen sie mit dem Bau beginnen. In den Weihnachtsferien machen wir uns wieder einmal nach Holland auf. Tatsächlich liegen ein paar Metallteile in der Arbeitshalle, sogar ein Kiel ist schon zu erahnen.
Aber jetzt geht’s Schlag auf Schlag.
Februar – Semesterferien 82: der Rumpf ist fertig geschweißt, steht aber noch auf dem Kopf. Ostern: Rumpf wurde gedreht, ist fertig verschweißt und ist innen grundiert. Wir können also mit der Arbeit beginnen. Die erste Arbeit besteht darin, die Innenwände mit PU-Farbe zu streichen. In die letzte Lage werden 5cm Steinwolle eingeklebt – darüber eine Folie als Dampfsperre.
Im Sommer 82 sind wir wieder in Holland. Da wir auf dem Schiff noch nicht wohnen können, mieten wir uns in der Nähe ein Sommerhäuschen – schließlich kommen auch viele unserer Freunde zum Helfen und zum Schauen. Jetzt beginnt der „wirkliche“ Ausbau, wie wir uns das so vorgestellt haben. Elektroleitungen werden verlegt, Holzplatten werden zugeschnitten, angepasst, zugeschnitten, abgeschliffen – irgendwann einmal passen sie dann wirklich. Die Steuerung wird verlegt, der Motor wird noch von der Werft auf dem Motorfundament befestigt und die Welle eingebaut. Es schaut schon recht nach Schiff aus.
Viel Zeit geht damit auf, die Außenhaut zu spachteln, schleifen, spachteln,... und schließlich zu streichen. Schön schaut es aus – finden wir zumindest. Die Angestellten der Werft bestaunen unsere gelb-orange-rote Außenhaut und fragen ungläubig: bleibt das so?

Sommer 83: Nun geht’s ans Möbel bauen. 13m Länge wollen erst einmal ausgebaut sein. Die Vorschiffskoje ist als erstes fertig und bietet auch gleich die Möglichkeit, am Schiff zu wohnen. Eine provisorische Küche in der Baustelle des Schiffes versorgt uns mit dem Nötigsten.
Die Sperrholzplatten werden zunächst einmal grundiert, dann die Einrichtung angepasst, schließlich alles wieder ausgebaut und dann endgültig montiert. Die Fenster in der Außenhaut werden angepasst, die Decksluken versetzt, auch die Schiebtüre zum Niedergang muss überlegt und konstruiert werden. Jede Menge Details werden immer wieder besprochen und überlegt. Immerhin, das Schiff ist jetzt einmal dicht! Da wir möglichst bald ins Wasser wollen, müssen auch die Weihnachtsferien herhalten. Das Schiff ist mit einer Plastikfolie überdeckt, ein Heizstrahler bringt wenigstens etwas Wärme ins Schiff. (Zusatz Patrick: die anfängliche Begeisterung über die Aussicht ein Schiff zu haben wird ein wenig relativiert von der Tatsache das eine Werfthalle in Harderwijk ein minder guter Platz ist um dort fast jeden Urlaub zu verbringen - zur Präzisierung: vor erwähntem Häuschen war die Unterbringung auf Campingbusse abgestellt auf äusserst idyllischen Mistplätzen / Gstetten in werftnähe beschränkt; in Liesing werden die Vorbereitungen konkret - Yachtmagazinel, Skizzen und Zubehörteile kämpfen um die Vorherrschaft im Wohnzimmer; der äusserst futuristische Kompass wird in selbigen justiert - ab jetzt ist das betreten des Wohnzimmers mit Metall bei Strafe verboten)

Ostern 84: Der Stapellauf – Aufregung pur. Schon Monate vorher hektische Suche nach einem Namen der passt. Die Kombination der Vornamen, der Nachnamen, Don’t Panic und Wo Samma – alles ist nicht genau der Name den wir suchen. Plötzlich ist er da, der Name. Tanja, Valis einjährige Tochter ist gerade in der Phase, wo sie alles selbst ausprobieren muss, nicht einmal das Schnitzel am Teller dürfen wir ihr vorschneiden sonst ertönt wütender Protest „Nein felba (selber) machen“. Das war es: trotzig haben wir unser Schiff auch „felba“ gemacht.
Plötzlich kam ein riesiger Autokran und nach zwei Stunden schwimmt unsere Felba tatsächlich. Aber wie: 30cm über der Wasserlinie, da noch kein Ballast im Kiel liegt. Also wie ist das jetzt, kann so ein Schiff ohne Ballast kentern oder nicht? Wir haben keine Lust das auszupro-bieren und hängen uns lieber an den alten Werftkran.
Am nächsten Tag kommt ein riesiger Tieflader mit zwei kleinen Bahnpaletten auf denen jeweils ein Häufchen Eisenbarren liegen. Jedes Stück 18kg schwer werden sie in einer Freundeskette durch das Cockpit ins Boot gehievt, nach einige Schlichtversuchen haben wir alles untergebracht. Das wäre geschafft.
Leider hat die Inneneinrichtung bei unserem Tempo nicht mitgemacht. Vorschiff und die beiden Achterkabinen sind so einigermaßen fertig. Werkstatt, Waschraum und WC sind in Arbeit, bei der Küche in der Hauptkabine da hapert es noch. Wir setzen aber alles daran, doch noch rechtzeitig fertig zu werden, um noch im Sommer mit unserer Überstellung in Richtung Mittelmeer zu beginnen. Also noch einmal ordentlich zulangen, das restliche Massivholz noch rasch zu profilierten Leisten verarbeiten um die Verschönerungen und Umleimer im warmen Süden zu montieren.
Wir konnten es zwar selbst nicht glauben, aber nach nur einer Woche Verspätung waren die letzten Platten verstaut, der Dieseltank gefüllt und die erste Getriebereparatur bereits hinter uns (blöderweise braucht so ein Getriebe auch Öl und so ein fürsorglicher Mensch der Firma hat für den Transport das Öl abgelassen ... ach wir könnten Geschichten erzählen!). Sogar die Segel wurden vom Segelmacher termingerecht angeliefert. Jetzt heißt es einmal „Leinen los“ um uns mit Hilfe unseres Motors durch die Kanäle Südhollands nach Breskens zur Fa. Proctor zu verholen, um dort unseren Mast montieren zu lassen. Auch hier sind wieder kleine Problemchen zu lösen. So sind etwa die Löcher in den Püttings zu klein – das heißt dass wir alle Löcher in 13mm dickem Nirostahl aufzubohren sind. Das erfordert Arbeitsteilung: Vali schärft die Bohrer mit Hilfe eines Schleifsteins, Hannes bohrt und bohrt und bohrt – nach einem harten Nachmittag haben wir es tatsächlich geschafft. Zwei Tage später haben wir ganz wirklich ein Schiff das auch segelt. Hurra!
(Zusatz Patrick: Yachtmagazine kommen nicht mehr häufiger als die Tageszeitungen an; manchmal gibt es wieder Semmeln in der Früh; das Leben normalisiert sich - soweit das in einem Seglerhaushalt möglich ist - zusehends; wir haben ein Schiff - Juhuu!)